Studio Besitzer Geschlossen & Existenzangst
Was bedeuten die Schutzmaßnahmen der Bundesregierung für Nagelstudiobetreiber, die Kundinnen und die Mitarbeiterinnen? Unsere Nageldesignerin Stefanie ist selbst betroffen und erzählt, mit welchen Problemen Nagelstudios durch die Schließung zu kämpfen haben. Die Existenz von Betreibern und Mitarbeiterinnen ist bedroht – unsere Nagelexpertin gewährt Einblicke in ihr Leben im Schatten der Corona-Krise.
Nagelstudio in der Coronakrise: Fragen an Nagelexpertin Stefanie
Die Coronakrise treibt Nagelstudios an die Grenzen ihrer finanziellen Belastbarkeit – unsere Nageldesignerin Stefanie erzählt von den existenzbedrohenden Auswirkungen, wie sie und die Kolleginnen auf die Schließung reagiert haben und welche Pläne sie für die Zukunft schmiedet.
Wie fing die Coronakrise bei euch im Nagelstudio an?
Nageldesignerin Stefanie: Im Februar und Anfang März hatten wir vermehrt Absagen wegen Krankheit, was in der Erkältungszeit erstmal nicht außergewöhnlich ist. Das wurde aber mehr und aus gegebenem Anlass haben dann viele abgesagt. Besonders Risikopatienten oder Personen die Risikopatienten in ihrer Familie haben, verzichteten auf ihre Termine. Die jahrelangen Stammkundinnen sind aber bis zur Schließung gekommen – vor allem zum Refill. Ab dem 16. März haben sich die Reihen der Kundinnen immer mehr gelichtet, vor allem nach der ersten Ansprache der Bundeskanzlerin. Viele Kundinnen waren sehr verunsichert, auch darüber, ob wir überhaupt noch arbeiten, weil es anfangs keine konkreten Ansagen der Regierung gab und unsere Branche zwar noch arbeiten durfte, viele Studios aber bereits geschlossen waren. Die Leute haben vor den Terminen oft angerufen, ob wir noch da sind. Wir haben uns von Tag zu Tag gehangelt und konnten leider keine langfristigen Aussagen machen.
Was waren die ersten Maßnahmen, die ihr ergriffen habt?
Nageldesignerin Stefanie: Einige Kundinnen sind auch ohne Absage einfach nicht zum Termin gekommen. Daraufhin sind wir dazu übergegangen, jeden Tag die Kundinnen am Vortag anzurufen und zu fragen, ob sie kommen werden. Wir haben eine Coronaliste geführt mit den Terminen und den Verlusten, die wir durch die Krise erleiden. Kranke Kundinnen oder Mitarbeiterinnen haben wir gebeten, zu Hause zu bleiben, auch bei nur leichten Symptomen. Des Weiteren haben wir uns bemüht, die Termine zu komprimieren, sodass die Mitarbeiterinnen wenig Leerlauf hatten und eher gehen oder später kommen konnten – so entstanden leider auch viele Minusstunden. Mundschutz und Desinfektion gehören für uns immer zum Arbeitsalltag, aber in Coronazeiten haben wir die Kundinnen separat darauf hingewiesen, sich vor der Behandlung unbedingt die Hände zu waschen. Wir haben stündlich alle Handgriffe desinfiziert und auch die Kasse und das Kartenzahlgerät regelmäßig mit Desinfektionsmittel behandelt.
Wie war die Stimmung bei den Kundinnen und Mitarbeiterinnen im Studio?
Nageldesignerin Stefanie: In der Woche vor der Schließung war eine große Anspannung zu spüren – die meisten Kundinnen und Mitarbeiterinnen waren ziemlich gestresst und verunsichert. Einige wegen der Krankheit selbst, viele aber auch wegen der unklaren Verhältnisse, weil niemand wusste, wie es weitergeht. Corona war das Hauptthema bei fast allen Gesprächen. Wir haben dennoch versucht, einen normalen Service und auch normale Gesprächsthemen zu bieten, schließlich soll es bei uns ja eine Auszeit sein, die vom Alltag ablenkt.
Wann musste das Nagelstudio wegen Covid19 geschlossen werden?
Nageldesignerin Stefanie: Die Schließung kam schlussendlich für uns alle doch irgendwie Knall auf Fall. Am 20. März war dann unser letzter Arbeitstag – ab dem 21. März gab es das offizielle Öffnungsverbot für Friseure, Kosmetikstudios und Nagelstudios.
Wie lief die Schließung ab?
Nageldesignerin Stefanie: Den meisten Kundinnen haben wir auf verschiedene Weise Bescheid geben können. Auch über die sozialen Netzwerke und auf unserem Anrufbeantworter haben wir entsprechende Mitteilungen hinterlassen und versucht, entsprechende Informationen zu liefern. Wir bemühen uns, Fragen zu beantworten und Termine in weiter Ferne zu vereinbaren. An der Eingangstür hängt natürlich auch ein Zettel mit allen Fakten, die wir zusammentragen konnten.
Was bedeutet die Schließung für die Mitarbeiterinnen?
Nageldesignerin Stefanie: Für unsere Mitarbeiterinnen bedeutet die aktuelle Situation Kurzarbeit bei 60 Prozent Gehalt. Die meisten werden dadurch in finanzielle Schwierigkeiten kommen, denn für jede von uns laufen die Kosten natürlich weiter. Die Kolleginnen sind vor allem verunsichert, weil man nicht weiß, wie lange diese Krisensituation wirklich anhalten wird.
Was haben die Kundinnen gesagt?
Nagelstudio Stefanie: Viele schreiben uns jetzt, dass sie wiederkommen werden, dass sie uns unterstützen und wir hatten sogar Kundinnen, die das Geld für einen Termin, der wegen Corona nicht stattfinden konnte, einfach überwiesen haben. Es werden auch Gutscheine gekauft, die in besseren Zeiten eingelöst werden können. Dafür sind wir unglaublich dankbar! Es ist schön zu sehen, dass in solchen Krisenzeiten die Menschen zusammenhalten und einander unterstützen.
Was sind die größten Probleme durch die Schließung des Nagelstudios?
Nageldesignerin Stefanie: Die finanziellen Sorgen finde ich besonders belastend. Es gibt zudem leider kein konkretes Öffnungsdatum, sodass man gar nicht planen kann. Wenn man sichere Zeiten hätte, könnt man alles vorbereiten und schauen, dass die Kundinnen wieder in einen vernünftigen Refill-Rhythmus kommen. Man weiß natürlich nicht, wie viele Kundinnen wieder kommen werden, denn die eine oder andere wird womöglich selber Geldprobleme bekommen haben - viele werden sich sicher überlegen, ob, und wenn ja, wie oft sie ins Nagelstudio gehen können.
Wie sieht es aus mit staatlicher Hilfe für geschlossene Nagelstudios?
Nageldesignerin Stefanie: Ausfälle wegen Corona werden bei der staatlichen Unterstützung im Moment nicht so einfach ersetzt, uns wurden lediglich die 5000 Euro offiziell zugesagt. Andere Nageldesign-Kolleginnen mussten bereits Mitarbeiterinnen entlassen, um das Studio zu retten.
Wie sind die Pläne für die Zukunft / Wiedereröffnung?
Nageldesignerin Stefanie: Dazu kann ich tatsächlich nicht viel sagen, weil einfach noch keiner weiß, wie lange wir durchhalten müssen und wie unsere Situation dann sein wird. Sollte es bald wieder losgehen, werden wir uns bemühen, einen möglichst normalen und geregelten Ablauf für unsere Kundinnen zu bieten.
Glaubst du, Corona wird langfristig eine Auswirkung auf die Arbeit der Nageldesignerinnen haben?
Nageldesignerin Stefanie: Ich denke, dass die Kundinnen noch lange verunsichert sein werden und es steht ja die Frage im Raum, ob sie überhaupt wiederkommen werden. Viele Kundinnen kommen auch zu besonderen Anlässen, wie zum Beispiel für den Urlaub, aber ob der in diesem Jahr möglich ist, steht in den Sternen – auch da werden uns weitere Einnahmen fehlen. Für Nagelstudios kann das existenzbedrohend werden.
Nagelstudio schließen und Infektionskette unterbrechen
Zunächst war es nur ein Virus irgendwo in China, aber plötzlich wurde Corona in Europa und schlussendlich auch in Deutschland aktiv, sagt unsere Nageldesignerin Stefanie. Die Atemwegserkrankung ist unter anderem deshalb so heimtückisch, weil sie von bereits infizierten Personen übertragen werden kann, die selber noch gar keine Symptome entwickelt haben. Was mit Absagen einzelner Kundinnen begann, weitete sich nun zur Schließung der Nagelstudios aus – die COVID19-Pandemie hat Deutschland fest im Griff. Um eine Ausbreitung der Atemwegserkrankung zu vermeiden und Mitarbeiter sowie Kundinnen zu schützen, beschloss am 22. März 2020 der Krisenstab von Bund und Ländern die Leitlinien zur Beschränkung sozialer Kontakte. Für Dienstleistungsbereiche wie Nagel- und Kosmetikstudios bedeutet dies die vorübergehende Schließung, da in diesen Betrieben nah am Menschen gearbeitet wird und aufgrund dessen von einer erhöhten Übertragungsgefahr ausgegangen wird.
Unsere Nagelexpertin Stefanie weiß, wie schwierig die Situation für einige Kundinnen ist und vor allem, welche Probleme mit Kunstnägeln auftreten, wenn diese nicht erneuert werden können. Sie hat ein paar Tipps und Tricks parat, wie du deine Nägel in Krisenzeiten pflegen kannst.
Wer viel Wert auf schöne Nägel legt und deswegen regelmäßig ins Nagelstudio geht, wird durch die Schließung der Studios hart getroffen. Viele Menschen benötigen in ihrem Arbeitsalltag gepflegte Hände und sind nun auf sich alleine gestellt – die Nageldesignerinnen vor Ort dürfen nicht helfen, denn nur so kann die Infektionskette unterbrochen werden.
8 Fragen an die Nagelexpertin
Wir haben unserer Nageldesignerin acht Fragen gestellt, die Antworten können dich dabei unterstützen, mit deinen Kunstnägeln in der Corona-Quarantäne umzugehen.
Was habt ihr euren Kundinnen empfohlen, als ihr das Nagelstudio schließen musstet?
Nageldesignerin Stefanie: Einige Kundinnen haben wirklich Panik bekommen, weil wir schließen mussten. Wir haben uns bemüht, unsere Kundinnen telefonisch oder per Mail und WhatsApp zu begleiten, Fragen zu klären und Tutorials anzubieten, wie sie ihre Nägel beispielsweise von Shellac befreien können, wenn dieser rauswächst. Wir sind auch jetzt jederzeit über die sozialen Netzwerke für Rückfragen zu erreichen.
Welche Probleme treten am häufigsten auf?
Nageldesignerin Stefanie: Die Länge, Liftings, Risse, Absplittern und Abbrechen sind die größten Schwierigkeiten, die die Kundinnen nun mit ihren rauswachsenden Kunstnägeln aus Gel, Acryl, Shellac oder UV-Nagellack haben.
Wie lange kann man einen Refill hinauszögern?
Nageldesignerin Stefanie: Nach sechs bis acht Wochen sehen die meisten Gelnägel ohne Refill nicht mehr besonders schön aus. Dabei kommt es sehr auf die Beschaffenheit des Naturnagels an, je nachdem, wie die Naturnageloberfläche ist und wie schnell der Naturnagel wächst – hier hat man Glück, wenn die Nägel langsam wachsen. Durch Kürzen und Überlackieren oder vorsichtigem Abfeilen des Gelhügels kann man den Refill etwas hinauszögern und die Nagelspitze bleibt geschützt.
Ab wann sollten die Kunstnägel runter?
Nageldesignerin Stefanie: Die Nägel sollten auf jeden Fall runter, wenn sie anfangen, sich unangenehm anzufühlen. Wenn die Nägel zu lang sind oder Liftings entstanden sind, sollte man das Gel selbst runterfeilen – denn gerade in Liftings kann sich Feuchtigkeit ebenso wie Viren und Bakterien sammeln.
Was greift die Nägel in der Quarantäne-Zeit am meisten an?
Nageldesignerin Stefanie: Ständiges Händewaschen und Desinfizieren fordert leider die Qualität der Kunstnägel heraus, lässt sich momentan aber nicht vermeiden - da ist es wichtig, richtig viel Pflege zu betreiben.
Wie schont man die Kunstnägel?
Nageldesignerin Stefanie: Kurz halten ist für mich die beste Methode, um die Nägel zu schützen.
Welche Nagelmodellage empfiehlst du für zu Hause zum selbstmachen?
Nageldesignerin Stefanie: Ich denke, Shellac und UV-Nagellack, sind auch für Anfängerinnen geeignet und können, ähnlich wie ein normaler Nagellack, ganz easy aufgetragen werden. Allerdings müssen diese Arten von Lack ausgehärtet werden, dafür benötigt man eine UV-Lampe.
Was empfiehlst du deinen Kundinnen vorausschauend?
Nageldesignerin Stefanie: Ich empfehle meinen Kundinnen, Gutscheine zu kaufen und wenn möglich, schon Termine in weiterer Zukunft zu vereinbaren, damit man möglichst schnell dran kommt und wieder in seinen Refill-Rhythmus einsteigen kann.
6 commentaires
Bei einem gewissen Abstand und Mundschutz – Nageldesignerin und Kundin –
sind beide Personen ausreichend geschützt, deshalb verstehe ich NICHT, das
noch keine Öffnung erlaubt ist.
Große Warenhäuser bis 800 qm. sind erlaubt, das entspricht jeder Grundlage.
Vielleicht sind es Steuereinnahmen, woran der Staat denkt.
GELD UND MACHT, ist in Deutschland sehr ausgeprägt.